07.11.2022
Freiheit von Studium, Forschung und Lehre
Anwesenheitspflichten und Verschulung des Studiums
Wir lehnen Anwesenheitspflichten im Studium grundsätzlich ab. Sie tragen dazu bei, dass Veranstaltungen abgesessen werden und entmündigen die Studenten. Reine physische Anwesenheit kann kein Kriterium für das Erbringen von Studienleistungen sein. Auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Studium und Elternschaft oder Berufstätigkeit neben dem Studium sind solche Regelungen schädlich. Für den Erfolg des eigenen Studiums ist jeder Einzelne selbst verantwortlich – niemand muss zu einer Teilnahme an Seminaren gezwungen werden.
Kritisch sehen wir auch die zunehmende Verschulung und Vereinheitlichung von Studiengängen über das notwendige Maß hinaus. Bei allen Reformen muss der mündige und selbstständige Student das Leitbild bleiben, der aus einem großen Angebot nach seinen individuellen Präferenzen und Fähigkeiten auswählen kann.
Zivilklausel
Ein Verbot von Forschung, die militärisch genutzt werden kann, halten wir für kontraproduktiv.
Zum Einen gibt es keine Möglichkeit, militärische und zivile Forschung klar voneinander zu trennen. Viele Forschungsergebnisse im zivilen Bereich werden später militärisch genutzt und umgekehrt. Ein Grenzbereich ist etwa die Informatik, deren Erkenntnisse möglicherweise im Cyberwar eingesetzt werden könnten. Eine Zivilklausel würde in vielen Wissenschaftsbereichen zu Unklarheit und Unsicherheit führen und möglicherweise sinnvolle Forschung verhindern.
Zum anderen führt eine Lenkung der Wissenschaft, um bestimmte Ergebnisse hervorzubringen oder zu verhindern, fast zwangsläufig zu einem Verlust von Fortschrittspotenzial und Wohlstand. Nur der freie Austausch von Wissen ohne Denkverbote garantiert, dass Menschen aus Fehlern lernen können und die noch ungeahnten Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden können.
Die freie Universität
Je freier die Universität in ihren Entscheidungen ist, umso höher wird die Qualität ihrer Forschung und Lehre. Die Verpflichtung aller Bildungseinrichtungen auf ein einheitliches Mittelmaß mit starren ministerialen Vorgaben hilft weder den Studenten auf ihrem Lebensweg noch dem Forschungsstandort Deutschland. Hochschulen müssen die Möglichkeit haben, mit attraktiven Gehältern um die besten Wissenschaftler der Welt zu werben, in Schwerpunkte zu investieren und sich um Exzellenz zu bemühen. Ein wichtiger Schritt wäre die Einführung eines Globalhaushalts, den die Universität frei verwenden könnte, statt bürokratisch für eine Vielzahl von Programmen Mittel zu beantragen.